Tel.: 06897 - 93 92 40
Noch kein Mitglied? Jetzt anmelden

Posttraumatische Belastungsstörung

Autor: Henrik Schaarschmidt

Kennzeichen einer PTBS

  • Es hat eine Konfrontation mit einem traumatischen Ereignis gegeben und zwar:
    1. Konfrontation mit tatsächlichem oder drohendem Tod oder ernsthafter Verletzung oder Gefahr für eigene oder fremde körperliche Unversehrtheit (objektiv)

      Und

    2. Reaktion: Intensive Furcht, Hilflosigkeit oder Entsetzen (subjektiv)
  • Es kommt zum beharrlichen Wiedererleben des Ereignisses in Form von
    1. Wiederkehrenden und eindringlichen belastenden Erinnerungen (Bildern, Gedanken, Wahrnehmungen)

      und/oder

    2. Wiederkehrende belastenden Träume

      und/oder

    3. Handeln oder Fühlen, als ob das Ereignis wiederkehrt
  • Anhaltendes Vermeidungsverhalten bzgl. Traumaassoziierter Reize oder Abflachung der allgemeinen Reagibilität. Drei der sieben folgenden Kriterien sind erfüllt:
    1. Bewusstes Vermeiden von Gedanken, Gefühlen oder Gesprächen in Bezug auf das Trauma
    2. Bewusstes Vermeiden von Aktivitäten, Orten oder Menschen, die Erinnerungen wachrufen
    3. Unfähigkeit, sich an einen wichtigen Aspekt des Traumas zu erinnern
    4. Deutlich vermindertes Interesse oder verminderte Teilnahme an wichtigen Aktivitäten
    5. Gefühl der Losgelöstheit oder Entfremdung von anderen
    6. Eingeschränkte Bandbreite des Affektes
    7. Gefühl einer eingeschränkten Perspektive
  • Anhaltende Symptome erhöhter Erregung. Zwei der folgenden fünf Kriterien sind erfüllt
    1. Schwierigkeiten, ein- oder durchzuschlafen
    2. Reizbarkeit oder Wutausbrüche
    3. Konzentrationsschwierigkeiten
    4. Hypervigilanz (extreme Wachsamkeit)
    5. Übertriebene Schreckreaktionen
  • Das Störungsbild dauert länger als einen Monat
  • Das Störungsbild verursacht in klinisch bedeutsamer Weise Leiden oder Beeinträchtig

Traumapatienten berichten immer wieder von „sprachlosem Entsetzen“, das sie überkommt, wenn sie sich an das Trauma zurückerinnern. Sie sind oft nicht fähig auszudrücken, wie sie über die Ereignisse fühlen oder denken, unfähig, das Trauma mit Worten zu beschreiben.


Gefühle der Hilflosigkeit und des Ausgeliefertseins

Bedürfnispyramide nach Maslow:

  • Selbstverwirklichung
  • Anerkennung und Wertschätzung
  • Sozialbedürfnis
  • Sicherheit
  • Grund- oder Existenzbedürfnisse

Nach Abraham Maslow gehört das Bedürfnis nach Sicherheit zu den menschlichen Grundbedürfnissen.

Menschen ziehen eine sichere, berechenbare, kontrollierbare Umgebung einer Umgebung vor, die gefahrvoll, unkontrollierbar und wenig berechenbar ist. Normalerweise lernt der Mensch im Laufe seiner Kindheit und Jugend, dass seine Bedürfnisse nach Sicherheit und Schutz vor Gefahren befriedigt werden – eine Ausnahme bilden hier Kinder, die von ihren Eltern vernachlässigt (auch emotional), misshandelt oder missbraucht wurden, Kinder, die im Krieg aufwachsen und Kinder in ähnlichen Ausnahmesituationen. Ein Mensch, dessen Sicherheitsbedürfnisse befriedigt wurden, kommt zu folgenden Grundüberzeugungen:

  • Die Welt ist ein sicherer Platz, die meisten Leute sind wohlmeinend.
  • Die Dinge, die auf der Welt passieren, passieren aus bestimmten Gründen.
  • Guten Leuten werden gute Dinge passieren.

Nach einem Trauma scheinen diese Grundüberzeugungen oft in Frage zu stehen. Die Welt erscheint nun feindselig, unberechenbar und chaotisch. Die Überzeugung, dass die Welt verlässlich ist, geht verloren.

Symptome können sowohl direkt nach Erleben des Traumas als auch mit einer Verzögerung von vielen Jahren oder Jahrzehnten auftreten.



Text veröffentlicht mit Genehmigung des Autors Henrik Schaarschmidt.